Marathonlauf
Politiker haben schon im letzten Jahr davon gesprochen, dass unser Kampf gegen die Pandemie kein Sprint wird, sondern eher ein Marathonlauf.
Nach einem Jahr ist klar: sie hatten recht.
Marathonläufer erzählen davon, dass im letzten Drittel der Strecke ein Punkt kommt, an dem der gesamte Körper nach Aufgeben schreit. Die Luft bleibt weg, jeder Schritt schmerzt, die Gelenke sind einzeln spürbar, es wird zu ei-ner Riesenqual, die Geschwindigkeit zu halten. In diese Phase ist es wichtig, den Willen aufzubringen weiterzulau-fen und nicht aufzugeben.
Ist diese Phase einmal durchgestanden, wird es gegen Ende des Laufs wieder etwas leichter. Wir befinden uns bei unserem Pandemie-Marathon jetzt in der Phase, wo alles weh tut. Mütter und Väter können nicht mehr. Ältere Menschen sehnen sich nach Gesellschaft. Kin-der und Jugendliche wollen endlich wieder richtig in die Schule und auf den Sportplatz, sich mit Freunden treffen und auch in größeren Gruppen was unternehmen. Alles tut weh, weil vieles davon nicht geht.
Beim Marathonlauf weiß man, wo die Ziellinie ist.
Beim Pandemie-Marathon wissen wir das nicht so genau. Das macht es um so schwieriger, die eigenen Kräfte richtig einzuteilen. Wenn ich das Ziel nicht genau kenne, kann ich auch nicht sagen, wie groß die Anstrengung bis dahin noch ist. Das lässt den Unmut steigen.
Was uns in dieser Phase besonders hilft, nicht aufzugeben ist die Liebe. - Liebe in allen möglichen Formen und Farben. Ein Lächeln beim Einkaufen, ein Gespräch vor der Haustür oder über den Gartenzaun, ein Besuch zum Kaffee. - Und immer wieder mal auch ein Gespräch mit Gott.
Für mich sind es solche kleinen Aufmunterungspunkte, die mir die Kraft geben, weiter durchzuhalten, weiter Regeln zu befolgen und weiter diszipliniert zu bleiben.
Es heißt, das Ziel sei nahe.
Auch wenn das vielleicht nicht ganz stimmen sollte, lohnt es sich, durchzuhalten und weiterzulaufen.
Bei diesem Marathon kommt es auf unsere Liebe zu unseren Mitmenschen an. Denn wer liebt, bekommt Liebe zurück. Und Liebe wird schließlich auch das Virus besiegen.
Ihr Stephan Ranke